Erfahrungen von Patienten mit Viktimisierung während einer psychiatrischen Zwangsbehandlung: Eine qualitative Studie
Erfahrungen von Patienten mit Viktimisierung während einer psychiatrischen Zwangsbehandlung: Eine qualitative Studie
Samenvatting
Patienten in der forensischen Psychiatrie sind während ihrer Behandlung häufig Aggressionen von Mitpatienten ausgesetzt. Uns sind jedoch keine Untersuchungen darüber bekannt, wie sich dies auf das Wohlbefinden der Patienten und den Behandlungsverlauf auswirkt. In dieser Studie befragten wir neun Patienten zu ihren Erfahrungen mit Viktimisierung während der psychiatrischen Zwangsbehandlung. Die Interviews wurden analysiert mit Hilfe eines Grounded-Theory-Ansatzes in Kombination mit Elementen der konsensuellen qualitativen Forschung und der interpretativen phänomenologischen Analyse. Aus den Daten ergaben sich drei Hauptthemen, nämlich situative Beschreibungen sowie intra- und interpersonelle Konsequenzen. Die Patienten waren nicht nur körperlicher Gewalt und verbaler Aggression durch andere Patienten ausgesetzt, sondern auch einem allgegenwärtigen Strom von mikroaggressiven Kommentaren. Die Möglichkeiten, diesen Situationen zu entkommen, waren begrenzt. Dies bedeutet, dass die Viktimisierungsprozesse, die bei den meisten Patienten bereits in einem früheren Lebensabschnitt begonnen haben, während der forensisch-psychiatrischen Behandlung fortgesetzt werden. Zu den intrapersonellen Folgen gehören Angst, Hypervigilanz, reaktive Aggression, Flashbacks sowie Vermeidungs- und Rückzugsverhalten. Zu den zwischenmenschlichen Auswirkungen zählen verstärkte Machtunterschiede zwischen den Patienten und nachteilige Behandlungsergebnisse, wie z. B. Probleme mit dem Selbstwertgefühl. Viktimisierungsprozesse werden in einem Umfeld, das sich auf die Risiken und die Behandlung von kriminellem Verhalten konzentriert, nicht immer rechtzeitig bemerkt. Daher ist ein höheres Maß an Traumasensibilität in der forensisch-psychiatrischen Versorgung erforderlich. Es werden Empfehlungen für die Umsetzung einer traumainformierten Versorgung gegeben.
Organisatie | Hogeschool Utrecht |
Afdeling | Kenniscentrum Sociale Innovatie |
Lectoraat | Werken in Justitieel Kader |
Gepubliceerd in | Forensische Psychiatrie und Psychotherapie Pabst Science Publishers, Vol. 2024, Uitgave: 34, Pagina's: 199-223 |
Jaar | 2024 |
Type | Artikel |
DOI | 10.2440/009-0020 |
Taal | Duits |